Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/inn/en | Oelsner, Wolfgang; Lehmkuhl, Gerd |
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Titel | Psychodynamische Aspekte in der Entwicklung von "Spenderkindern". Narrative von Erwachsenen, die einst per Fremdsamenspende gezeugt wurden. Gefälligkeitsübersetzung: Psychodynamic aspects in the development of "donor children": Narratives of adults who were once conceived by foreign donations. |
Quelle | In: Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie, 48 (2017) 4, S. 471-494 |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | gedruckt; Zeitschriftenaufsatz |
ISSN | 2366-6889 |
Schlagwörter | Persönlichkeitsentwicklung; Psychodynamik; Generationenbeziehung; Kinderlosigkeit; Eltern; Kind-Eltern-Beziehung; Reproduktionsmedizin |
Abstract | Psychodynamische Aspekte in der Entwicklung von "Spenderkindern" werden thematisiert. Zunächst wird eine Übersicht von beanspruchten und gängigen reproduktionsmedizinischen Methoden zur Kinderwunscherfüllung gegeben. Zur Studienlage wird konstatiert, dass Kindern aus solchen Konstellationen eine normale, unauffällige Entwicklung attestiert wird. Als "Wunschkinder" wachsen sie in überwiegend zugewandten, fördernden Bindungsverhältnissen auf. Kritisch wird angemerkt, dass sich die insgesamt noch recht dünne Studienlage vorwiegend auf funktionale Entwicklungseckpunkte (Bildung, Beruf, Partnerschaft) bezieht und Aussagen über intrapsychische Prozesse nicht vorliegen. Anhand eigener Befragungen von Erwachsenen, die einst per Samenspende (Donogene Insemination) gezeugt worden waren, wird deren Empfinden von einer "Elternschaft zu dritt" dargelegt. Es wird beschrieben, dass der meist unbekannte Samenspender ("genetischer Vater") als innere Repräsentanz existiert, wobei seiner Person und Gestalt nicht habhaft zu werden ist. Das erschwert notwendige Entidealisierungsprozesse kindlicher Projektionen. Eine frühe Aufklärung der Kinder über ihren Zeugungsstatus wird als Möglichkeit der Vorbeugung einer fortgesetzt unüberprüfbaren Projektion gesehen. Auch wird es als hilfreich dafür erachtet, Misstrauen gegenüber der eigenen Wahrnehmung der Eltern-Kind-Beziehung zu vermeiden. Magische Denkstrukturen garantieren indes nicht, dass die Aufklärung im erwachsenen Sinne aufgenommen wird. Zudem kann das frühe Mitwissen eines Familiengeheimnisses zum Nährboden einer Parentifizierung werden. Anhand der Narrative reflektierter, erwachsener "Spenderkinder" wird gezeigt, dass die Bedeutung des Samenspenders für die Kinder größer ist, als von Kinderwunschzentren propagiert. Für Betroffene ist es anstrengend, einen unbekannten genetischen Elternteil ins Selbstbild zu integrieren. Die genealogische Dimension wird als tiefer in Entwicklungsprozessen verortet gesehen als es Verfechter reproduktionstechnischer Methoden darstellen. (ZPID). |
Erfasst von | Leibniz-Institut für Psychologie, Trier |
Update | 2023/1 |