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Autor/inTheißen, Erika
TitelVon Bildungsversagerinnen zu Bildungserfolgreichen - eine empirische Studie zu Bildungskarrieren von muslimischen Mädchen und Frauen mit türkischem Migrationshintergrund.
QuelleDuisburg; Essen: Universitätsbibliothek Duisburg-Essen (2017), 292 S.
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Dissertation, Universität Duisburg-Essen, 2017.
Sprachedeutsch
Dokumenttyponline; Monographie
URNurn:nbn:de:hbz:464-20171215-085941-6
SchlagwörterBildung; Frau; Kind; Schule; Schulabschluss; Migration; Migrationshintergrund; Dissertation; Muslimin; Mädchen
AbstractDas Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung des Bildungsverlaufs von Frauen mit türkischem Migrationshintergrund, die als Bildungsverliererinnen die deutsche Schule verließen oder nur eine geringe Schulbildung aus der Türkei besaßen, bei gleichzeitigen geringen deutschen Sprachkenntnissen, die nachträglich Bildungserfolge in Form von deutschen Schulabschlüssen bis hin zum Abitur sowie weitere berufliche Ausbildungen bis hin zu Studien erzielten. Bei der Gruppe der Befragten handelt es sich um Teilnehmerinnen türkischer Herkunft, die in den Jahren 1995 bis 2011 in der Migrantinnenorganisation "Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen (BFmF) e.V." einen Hauptschulabschluss Klasse 9, 10A oder einen FOR-Abschluss abgelegt hatten und die im Rahmen der Befragung erreicht werden konnten. Von den insgesamt 153 Absolventinnen mit türkischem Migrationshintergrund, die zum Zeitpunkt des Schulabschlusses zwischen 18 und 45 Jahre alt waren, konnten 63 Prozent erreicht und befragt werden, so dass sich die quantitative Untersuchung auf diese 96 Befragte bezieht. Das besondere an dieser Gruppe ist, dass es sich ausschließlich um sunnitische Musliminnen türkischer Herkunft handelt, die überwiegend hoch religiös sind. Im Gegensatz zu anderen Untersuchungen zu bildungserfolgreichen Migrant/innen war es durch die Tätigkeit der Verfasserin in der muslimischen Migrantinnenorganisation BFmF möglich, Musliminnen für die Befragung zu gewinnen, die von sich angeben überwiegend die fünf täglichen islamischen Gebete und das Fasten im Ramadan einzuhalten und wovon vier Fünftel ein Kopftuch tragen. Dadurch war es im Rahmen der Untersuchung nicht nur möglich die Gründe für das Schulversagen in der deutschen Schule aus der retroperspektivisch subjektiven Sicht der Migrantinnen und die Gründe für den nachträglichen Erfolg im BFmF zu erheben, sondern auch das Wertesystem hochreligiöser Musliminnen türkischer Herkunft. Aus den ehemaligen Bildungsverliererinnen (ein Viertel hatte weniger als 5 Jahre eine Schule besucht und ein weiteres Drittel weniger als acht Jahre) wurden mehrheitlich Bildungserfolgreiche. Viele Frauen wurden langfristig zur Bildung motiviert, so dass sie im Anschluss an den erfolgreichen BFmF-Abschluss weiter lernten, jede fünfte bis zum (Fach-) Abitur, 10 Frauen nahmen (bis 2011) ein Studium auf, wovon zwei promovierten. Die aus einem bildungsfernen Arbeitermilieu stammenden Migrantinnen stiegen so auch sozial auf. Aufgrund der sozialen Lebensbedingungen und Bildung sind die Hälfte der Frauen zum Befragungszeitpunkt einem gut bürgerlichen sozialen Milieu und ein Viertel einem hohen sozialen Milieu zuzurechnen. Nur ein Viertel der Befragten verblieb in dem sozial schwachen Milieu, dem sie durch ihre Herkunftsfamilie entstammen. Die Motivation zu weiterer Bildung sowie die besonderen Bildungserfolge (bescheinigt durch die überwiegenden Zweier- und Einser- Notendurchschnitte der Abschlusszeugnisse) wurden durch die besondere Lehrmethode im BFmF erreicht. Aus der Sicht der Befragten waren insbesondere die Lehrerinnen im BFmF verantwortlich für den großen Lernerfolg der Frauen. Vor allem das motivierende Verhalten der Lehrenden den Lernenden gegenüber und die Intensität des Erklärens der Lehrinhalte stehen im Gegensatz zur deutschen Schule. In der deutschen Schule hatten die Befragten wenig unterstützende Lehrer/innen erlebt, ein Befund, der sich mit den Ergebnissen der Literaturanalyse, die in einem Kapitel der vorliegenden Arbeit durchgeführt wurde, in der neun Veröffentlichungen zu bildungserfolgreichen Migrant/innen analysiert sowie deren übereinstimmende Ergebnisse herausgearbeitet wurden, deckt. So sind als übergreifende Ergebnisse der Studien und der vorliegenden Arbeit festzuhalten, dass sich die deutsche Schule für den überwiegenden Teil der Bildungsversagerinnen, aber auch für die in der Schule bereits erfolgreichen Migrant/innen, zumindest nicht bildungsfördernd, wenn nicht sogar eher Bildungslaufbahn behindernd erwiesen hat. Ein großer Teil der Bildungsaufsteigerinnen erlebte während der Schulzeit abwertende, kulturalistische, demotivierende und z.T. rassistische Bemerkungen von Lehrkräften. Als unterstützend werden weder die Lehrkräfte noch Gatekeeper/innen der Mehrheitsgesellschaft erinnert, sondern die Migrant/innen machen ihre eigenen großen Anstrengungen sowie die Unterstützung durch die Eltern und das eigenethnische Milieu für ihren Bildungserfolg verantwortlich. Das Wertesystem der befragten muslimischen Frauen türkischer Herkunft unterscheidet sich von dem der Elterngeneration in erster Linie dadurch, dass den Eltern der Nationalitäten spezifische Bezug zum Türkischen neben den religiösen die wichtigsten Werte sind, wohingegen die Frauen für sich selbst und als Erziehungsziel für ihre Kinder keine Unterscheidung der Bedeutung des türkischen und deutschen Bezugsfeldes angeben, sie sehen sich als hybride Persönlichkeit. Sie entwickelten mittelschichtnahe Werte in Bezug auf Bildung und individualistische Lebensgestaltung, so dass die Frauen die Erreichung des individuellem Glück für ihre Kinder sogar auf den ersten Rangplatz im Wertesystem wählen. Auch wenn es für die Frauen zu den wichtigsten Werten gehört, auf eigenen Füßen zu stehen und durch gute Berufstätigkeit ein unabhängiges selbstbestimmtes Leben zu führen, sind die religiösen Werte für Eltern, befragte Frauen und als Erziehungsziel für die Kinder (die dritte Generation) die bedeutendsten. Die Wichtigkeit der Identität als Muslimin und die Möglichkeit der Ausübung der Religion sind für die sunnitisch religiösen Frauen türkischer Herkunft zentrale Werte, die ihren emanzipierten Zielen nach Bildung, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung nicht entgegenstehen. Die Bewertung der Bedingungen für erfolgreiches Lernen aus der Sicht der Frauen, die als ehemalige Bildungsversagerinnen und letztendliche Bildungserfolgreiche dies aus ihrem Erleben beurteilen sowie der Mangel, der für wesentlich erachteten Faktoren in der deutschen und die für wichtig erachteten im BFmF, in dem es schließlich zum Lernerfolg kam, sind insbesondere für Lehramtsstudenten und deren Lehrende interessant. Ebenso die aus dieser Arbeit hervorgehenden Forderungen an Lehrende "leidenschaftlich" in der Aufgabe des Lehrens zu sein und zu bleiben, um bei Schülerinnen und Schülern die Freude am Lernen für "Lebenslanges Lernen" zu initiieren. Der Vergleich der Bildungssituation in Deutschland zu anderen Ländern zeigt, dass ein "tatsächliches" inklusives Schulsystem zu mehr Bildungsgerechtigkeit führt, da die türkischen Zuwander/innen der gleichen Herkunftsgruppen in anderen Ländern, die zudem Elternhaus unabhängig unterrichten und fördern, wesentlich bildungserfolgreicher sind. Zudem verweist die vorliegende Arbeit darauf, dass Migrant/innenorganisationen, hier exemplarisch das BFmF, als Partner des zweiten Bildungswegs bedeutende integrative Arbeit für die Bildungsverlierer/innen mit Migrationshintergrund, die unser Bildungssystem nach wie vor produziert, sein können. (Orig.).
Erfasst vonDeutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main
Update2018/2
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