Suche

Wo soll gesucht werden?
Erweiterte Literatursuche

Ariadne Pfad:

Inhalt

Literaturnachweis - Detailanzeige

 
Autor/inn/enCremer-Schäfer, Helga; Sondermann, Terence
TitelPräventive Legitimierung von Diskriminierung.
Die unzivilisierten Fremden in der medialen Bearbeitung des "Bildungsdesasters" nach PISA in der Bundesrepublik.
Gefälligkeitsübersetzung: Preventive legitimation of discrimination. Uncivilized aliens in the media handling of the "education disaster" according to PISA in the Federal Republic.
QuelleAus: Amos, S. Karin (Hrsg.); Cremer-Schäfer, Helga (Hrsg.): Jahrbuch für Rechts- und Kriminalsoziologie. 2005, Saubere Schulen; vom Ausbrechen und Ausschließen Jugendlicher. Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. (2007) S. 139-154Verfügbarkeit 
Sprachedeutsch
Dokumenttypgedruckt; Sammelwerksbeitrag
ISBN978-3-8329-2471-3
SchlagwörterSoziale Herkunft; Familie; Medien; Diskriminierung; Berichterstattung; Ausländer; Migrant; Deutschland
Abstract"Dass sich die Frage 'nach strukturellen Reformen, die mehr Partizipation ermöglichen würden, in Grenzen hält', ist Thema des Beitrags. Analysiert werden die Reaktionen auf die PISA-Studie, die dem deutschen Bildungssystem erneut den altbekannten Befund bestätigt, dass der Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft, besonders in der Verbindung mit Migrationshintergrund, alle Reden über Chancengleichheit durch Schule Lügen straft. Die Diskriminierung durch Schule steht in eklatantem Widerspruch zu der einzigen Legitimation von Ungleichheit in modernen Gesellschaften: dem meritokratischen Prinzip. Das Besondere an PISA ist nicht diese Botschaft an sich, sondern vielmehr, dass die Botschaft - im Unterschied zu früheren Untersuchungen - mit hoher l Medienwirksamkeit und großer Dramatik verkündet wurde und entsprechende aufgeregte Reaktionen zur Folge hatte. Einmal mehr zeigte sich, dass Schule ein Hauptaustragungsort gesellschaftlicher Kämpfe ist, dem eine zentrale Funktion für die Zuweisung von Lebenschancen und gesellschaftlicher Teilhabe zukommt. Die Fragen: Was tut die Schule? Inwiefern wirkt ihr Organisationshandeln diskriminierend? wurden in der öffentlichen Debatte schnell verschoben zugunsten einer ätiologischen Diagnostik, die fragt: Was stimmt nicht mit den Kindern, ihren Familien und ihrem Umfeld? Dabei zeigen Autorin und Autor, welche Ähnlichkeiten zwischen dem PISA- und dem Kriminalitätsdiskurs bestehen. Eine der Gemeinsamkeiten, so ihre These, liegt in der Definition des jeweiligen 'Desasters'. Im Falle von PISA, so der eindeutige Befund einer Analyse diverser Printmedien, sind die Merkmalsträger für schlechte Leistungen schnell identifiziert: Es sind vorwiegend männliche Schüler aus sozial schwachen Familien, mit Migrationshintergrund, wohnhaft in benachteiligten Quartieren, außerdem deutsche Kinder, die - und hier wird die Debatte um 'veränderte Kindheit' in Anspruch genommen - in 'unvollständigen' Familien aufwachsen, zu viele Medien konsumieren, zu oft sich selbst überlassen sind, Sprachdefizite aufweisen, 'arm dran sind', obwohl sie 'alles haben'. Somit ist klar, wer Schuld am schlechten Abschneiden der Nation in der Bildungs-Konkurrenz hat. Ähnlich wie in anderen Ländern, wird hier die Anlage-Umwelt-Kontroverse und das Kulturargument veranschlagt. Eine der beliebten Antworten wiederholt sich in verschiedenen Diskursen; sie lautet: mehr Frühförderung, früheres 'Abschöpfen' der Humanressourcen. Frühförderung ist nicht nur eine der beliebtesten nationalen Interventionsprogramme, auch die inter- bzw. transnationalen Organisationen von der Europäischen Union bis zur UNESCO haben sich der Frühförderung verschrieben. Die daran gekoppelten 'Heilserwartungen' sind zwar schon einmal gescheitert, als sie großflächig eingeführt wurden, in Form der kompensatorischen Programme der siebziger Jahre. Der Zeitpunkt der Formierung des 'Humankapitals' wird vorverlegt, um jeglichen späteren sozialpolitisch-kompensatorischen Programmen vorzubeugen. Das könnte noch folgenreicher sein als die 'Vorverlegung des Staatsschutzes'. Bruchlos an sozialtechnologische Präventionsphantasien als Weg zu einer störungs- und konfliktfreien Gesellschaft anzuknüpfen und Institutionen als sozialhygienische Anstalten zu begreifen, die den fitten und starken, den gesunden und unempfindlichen Nachwuchs entwickeln, erfordert eine weitgehende Ausblendung des Wissens über Diskriminierung in und durch Disziplinarinstitutionen sowie das Vergessen und Versanden des Wissens über Kontrollwissen(-schaften), die ihnen eigene Verdinglichung und Instrumentalisierbarkeit für soziale Ausschließung. Dieses Wissen hat sich immerhin nicht nur als Kritik von Repression und Strafe geäußert, sondern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch als Kritik disziplinierender Kontrolle." (Textauszug).
Erfasst vonGESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim
Update2008/2
Literaturbeschaffung und Bestandsnachweise in Bibliotheken prüfen
 

Standortunabhängige Dienste
Die Wikipedia-ISBN-Suche verweist direkt auf eine Bezugsquelle Ihrer Wahl.
Tipps zum Auffinden elektronischer Volltexte im Video-Tutorial

Trefferlisten Einstellungen

Permalink als QR-Code

Permalink als QR-Code

Inhalt auf sozialen Plattformen teilen (nur vorhanden, wenn Javascript eingeschaltet ist)

Teile diese Seite: