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Autor/inCremer-Schäfer, Helga
TitelVon der "Gewalt an der Schule" zum "Schule schwänzen".
Zum Interesse kriminologischer Jugendbeobachtung an negativen Bildungskarrieren.
Gefälligkeitsübersetzung: From "violence in school" to "skipping school". Interest of criminological youth observation in negative education careers.
QuelleAus: Amos, S. Karin (Hrsg.); Cremer-Schäfer, Helga (Hrsg.): Jahrbuch für Rechts- und Kriminalsoziologie. 2005, Saubere Schulen; vom Ausbrechen und Ausschließen Jugendlicher. Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. (2007) S. 157-178Verfügbarkeit 
BeigabenAnmerkungen; Literaturangaben
Sprachedeutsch
Dokumenttypgedruckt; Sammelwerksbeitrag
ISBN978-3-8329-2471-3
SchlagwörterGewalt; Kriminologie; Schule; Schulverweigerung; Jugendlicher
Abstract"Die Autorin rekonstruiert und vergleicht in ihrem Beitrag den in den 90er Jahren beginnenden medialen Diskurs über 'Gewalt in der Schule' und den in den letzten Jahren von kriminologischen Experten und Beobachtern des Delinquenzgeschehens etablierten Diskurs über 'Schulschwänzen und Delinquenz'. Diesem Zusammenhang wurde ein eigener Abschnitt im Ersten Periodischen Sicherheitsbericht der Bundesrepublik eingeräumt. Beide Diskurse folgen dem Muster eines sozialreformerischen Moralunternehmertums; sie thematisieren die 'gefährliche, weil gefährdete Jugend'. Beide ermöglichen über Etiketten und Kategorien, die sie erfinden, verwalten und verbreiten, gleichermaßen wohlfeile Entrüstung über eine 'brutalisierte Jugend' oder 'Mehrfach- und Intensivtäter'; beide beugen der kognitiven Dissonanz vor und erneuern Mythen über die Armen und die Fremden. Recht ordentliche Dramatisierungsgewinne konnte in beiden Fällen das Forschungsgeschäft verbuchen. In Bezug auf die Rolle von Wissenschaft unterscheiden sich der 'alte' öffentliche und der 'neue' Expertendiskurs jedoch ziemlich. Traten insbesondere beim Forschungsthema 'Gewalt in der Schule' Sozial- und Erziehungswissenschaften als Entdramatisier und Normalisierer auf, so findet die Autorin als Subtext des Themas 'Schulschwänzen und Jugenddelinquenz' eine Rehabilitierung des 'Lombrosianische Blicks' in und durch kriminologische Wissensproduktion. Das übliche fragile Gleichgewicht zwischen Dramatisierungen und 'sanften Kontrollen', das die 'Alterisierung' bestimmter Schülergruppen verhindert, wird im Falle der kriminologischen Jugendbobachtung zerstört. Ein deutliches Indiz hierfür ist bereits die Begriffswahl: Schuleschwänzen. Der 'Allerweltsterminus' verharmlost einerseits, andererseits personalisiert und dramatisiert er: Nur ein Schüler oder eine Schülerin kann 'schwänzen'. Sicher, der 'abnorme Verbrecher' der alten Kriminologie wird nicht wieder eingeführt. Wohl aber Diagnosen wie 'antisoziales Verhalten' und eine bereits im Frühstadium und bei Kindern und Jugendlichen (theoretisch) feststellbare und für sie schädlich Neigung dazu, eine 'zweite Natur'. Das Etikett 'antisozial' erlaubt die gleiche Reaktion wie das der 'potentiellen Gefährlichkeit'. Es ist geboten, vor der Delinquenz reagieren: kriminalpräventiv, d.h. gegen eine Person. Der 'Lombrosianische Blick' wird also nicht nur - wie in anderen Nationalstaaten - durch Repressionsunternehmertum, durch biologische Wenden und sozialdarwinistische Theorien rehabilitiert, sondern in kleinen (Text-)Bausteinen unter dem Markenzeichen der Integration durch Kriminalprävention geliefert. Ermöglicht wird der veränderte Blick vor allem auch durch Banalitäten des Wissenschaftsbetriebes. Früh im Leben der Kinder einsetzende präventiv-pädagogische Interventionen zu fordern, ist immer noch eine magische und daher billige Lösung; für die Bildung der Unerzogenen einzutreten, erlaubt recht leicht ein diskrete Demonstration von Überlegenheit jener, die sich als Bildungselite fühlen; Forschungen im Bildungsbereich stoßen auf mehr Nachfrager als solche, die z.B. die Kriminalisierung von Lebensweisen der Migranten thematisieren. Wissensarbeiterinnen und Wissensarbeiter, die an jeweils prävalenten Diskursen über 'Risikogruppen' stricken, sind selbst in die Wirkungen dieser Diskurse verstrickt. Das produzierte Wissen ist also niemals 'neutral' oder 'unschuldig', sondern unweigerlich - durchaus analog zur 'Dialektik der Aufklärung' - an der Produktion von Ausschlüssen beteilig es riskiert, den Ausbrüchen von Jugend systematisch das Verstehen zu verweigern. Die Vorstellung, Ordnung werde durch das präventive Entfernen und Verhindern von 'belastenden' Personen perfektioniert, verbindet Ausschließung mit sanfter Disziplinierung und Kontrolle. Das Amalgam von Integration durch Kriminalprävention, von Etiketten, die Ausschluss sozial-technisch oder moralisch legitimieren, sowie offensiv schulische oder strafrechtliche Exklusion bleiben ebenso zu analysieren wie die Ausbrüche von Jugend aus den von ihnen erfahrenen alten und neuen Einhegungen; sie können anders als vorherrschend interpretiert werden." (Textauszug).
Erfasst vonGESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim
Update2008/2
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