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Prof. Dr. Hans Ulrich Derlien, Inhaber des Lehrstuhls fuer Verwaltungswissenschaft an der Universitaet Bamberg, ist schon mehrfach mit Veroeffentlichungen ueber die Karrieren von Bonner Spitzenpolitikern und Spitzenbeamten hervorgetreten. Im vorliegenden Artikel bezieht er sich auf seine Untersuchung der Biographien von allen Abteilungsleitern und beamteten Staatssekretaeren, die zwischen 1949 und 1984 im Amt waren, sowie auf eine Befragung von 1987, in der Rollenverstaendnis und Werthaltungen der Beamtenelite ermittelt wurden...Aus den Ergebnissen: Jeder zweite Spitzenbeamte stammte aus einer Beamtenfamilie. Nur 5 Prozent hatten einen Vater, der Arbeiter oder einfacher Angestellter war. Frauen waren weit unterrepraesentiert: fuer den untersuchten Zeitraum wurden nur 4 Spitzenbeamtinnen ermittelt. Fast alle der fuehrenden Beamten haben studiert (97 Prozent), viele auch promoviert (71 Prozent). Das oft konstatierte Juristenmonopol ist allerdings im Rueckgang begriffen: 1954 betrug der Anteil der Juristen bei den Spitzenbeamten 77 Prozent und sank auf 64 Prozent im Jahre 1984. Gleichzeitig stieg der Anteil der Oekonomen von 7 auf 15 Prozent. Die hoechste Karrieresprosse wurde im Durchschnittsalter von 52 1/2 Jahren erreicht. Doch ist die Verweildauer in der Spitzenposition kurz: Spitzenbeamte schieden im Mittel mit 57 1/2 Jahren, also schon nach 5 Jahren wieder aus ihrer Position aus. Nur etwa jeder fuenfte erreichte die gesetzliche Altersgrenze. Dahinter steht die Praxis, diese politischen Beamten bei fehlender programmatischer Uebereinstimmung in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. Die Arbeitszeit der administrativen Elite liegt bei woechentlich etwa 57 Stunden mit Streuungen von ca. 9 Stunden um diesen Mittelwert. Es gilt allgemein, je hoeher der Rang eines Beamten, desto laenger arbeitet er, wobei die Staatssekretaere fast 10 Stunden laenger taetig sind als die Ministerialdirektoren. Derlien zitiert in diesem Zusammenhang Ralf Dahrendorf, der im Hinblick auf eine derartige Arbeitsbelastung vom"Privileg der Selbstausbeutung" gesprochen hat. Uebrigens stellt die hohe zeitliche Belastung einen der Taetigkeitsaspekte dar, mit denen die Spitzenbeamten in der Befragung von 1987 unzufrieden waren...Derlien hat ebenfalls untersucht, wo die Fuehrungskraefte taetig waren, bevor sie die hoechste Position erreichten. Mehr als die Haelfte der Spitzenpositionen, vor allem der Abteilungsleiter, wurden aus den jeweiligen Ministerien selbst besetzt. Rekrutierungsfeld fuer Bonner beamtete Staatssekretaere waren haeufig die Laender und Kommunen. Dies bezeichnet Derlien als den haeufig uebersehenen Vorteil des foederalen Systems: Die neue Elite muss bei Regierungswechsel nicht aus Aussenseitern bestehen.
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Derlien, Hans-Ulrich: Karrieren, Taetigkeitsprofil und Rollenverstaendnis der Spitzenbeamten des Bundes - Konstanz und Wandel. 1994.
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